Hast du auch schon mal etwas entdeckt, das du unbedingt ausprobieren wolltest, aber irgendwie nie die richtige Zeit dafür fandest? Und wenn man dann mal Zeit hat, bleibt der schnelle Erfolg aus und man lässt es wieder bleiben.
So ging es mir mit Handlettering! Das war ein rumpeliger Start und niemals hätte ich gedacht, was sich daraus entwickelt. Aber zurück zum Anfang…
Der holprige Start
Alles begann 2015. Handlettering wurde in Deutschland gerade zum Trend und ich war auf einer kurzen Reise in Shanghai. China, mit seiner Tradition für Schrift und Tinte sowie seinem Überschuss an Plastik und Trends, natürlich bereits ein Paradies für Stifteliebhaber. Wie ich also in diesen Kunstbedarfsläden – also ganze Hochhäuser mit Etagen voller Stifte, Papiere, Pinsel und Co. – stand, griff ich zu den Markern, die ich noch aus meiner Jugend und der Mangazeit kannte: Die Copic Brush Alcoholic Marker.

Zurück zuhause griff ich euphorisch zu Skizzenbuch oder Collegeblock und probierte dieses Brushlettering. Uff, das sah so garnicht aus wie auf den Social Media Bildern. Ich durchforstete das Internet nach Tipps, denn in meiner Nähe gab es damals keine Kurse. Ich kaufte zahlreiche Übungshefte, die aber bis heute alle zur Hälfte leer sind – nichts frustriert mich mehr als eine Reihe hässlicher A’s zu malen. Laaaangweilig…
Keine Zeit, keine Kraft
Trotz meiner Motivation stellte sich bald heraus, dass es gar nicht so einfach war, regelmäßig zu üben. Zwischen Ingenieurstudium und Nebenjobs konnte ich mich kaum dazu motivieren, mich abends noch an den Schreibtisch zu setzen. Der Frust mit dem Brushpen verstärkte sich – irgendwie wollte es einfach nicht so klappen. 🤨
Aber diese Faszination schöner Buchstaben und Schrift ließ mich nicht los. Schon in meiner Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistenz war Typographie eins meiner liebsten Fächer. Also anstatt aufzugeben, lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf das, was mir wirklich Freude bereitete: schöne Buchstaben. Abends auf dem Sofa, während der Fernseher lief, griff ich immer wieder zum Stift und schrieb Wörter und Buchstaben. Ohne jeglichen Anspruch, denn was mir dieses Hobby vor allem gab: mentalen Ausgleich und Entspannung ohne viel Material und Tamtam.

Wenn es zur Routine wird
Fest steht, wenn man in etwas Erfolg sehen möchte, egal was, dann muss der Übungsprozess zu einer Routine werden. Routinen fallen uns am leichtesten, wenn sie so einfach wie möglich zu machen sind und wenn sie Spaß machen. Bei mir wurden Block und Stift am Abend nicht nur zur Routine, sondern fast zur Sucht. So wie anderen nach Tagen der Sport fehlt, fehlt mir dann der Stift. Und tada, damit wurde ich natürlich immer besser!
Natürlich fing auch ich an, meinen Prozess auf Instagram (damals noch als privater Account unter anderem Namen) zu teilen. Bald fragten Freunde und Kollegen mich immer wieder, ob ich nicht mal zeigen könne, wie ich das mache. Und im Herbst 2019 wagte ich den ersten Schritt und startete meine ersten Workshops in Dresden. Neben dem Hauptjob im Marketing, einfach so aus Laune.

… doch nach einem Kurs war alles abgesagt
Zack, Pandemie. Alle Termine abgesagt, keine Kurse nach nur einem Termin.😷🦠 Doch damit begann auch eine ganz neue Zeit für Kreativität als Ausgleich, nicht nur für mich persönlich. Unter „zusammen zuhause“ oder „gemeinsam kreativ“ gingen nun viele Künstler*innen abends live auf Instagram. Jeden Abend gab es mehrere Livestreams, einfach so, zum reinschauen und mitmalen oder lettern. Also dachte ich mir, ich könnte das doch auch einfach mal probieren. Was kann schon schiefgehen?
Also drückte ich eines Montags mit meinem neuen @milly.montag account auf den „Jetzt live gehen“ account und fing an mit euch da draußen zu lettern. So entstand die Montagsletterei zuerst auf Instagram, bei der ich alle zwei Wochen Montagabend zusammen mit meinen Followern kreativ wurde. 🎨
Die Montagsletterei wurde mehr und mehr zu einem festen Teil meines Lebens. Und das, obwohl Selbstständigkeit nie auf meiner Agenda stand! Während ich noch meinen Vollzeitjob hatte, wuchs und wuchs und wuchs meine Community. Und diese Community wollte mich und auch viele andere auf diesen kreativen Wegen unterstützen. So wurde aus der Montagsletterei ein wöchentlicher Livestream, der über die damalige Plattform sessions zunächst spendenbasiert und später mit kleinen Beträgen unterstützt wurde.

Während viele nach der Pandemie wieder mit den Streams aufgehört oder sie zumindest reduziert haben, ist die Montagsletterei bis heute ein fester Bestandteil meiner und mittlerweile auch eurer Woche! – und ich freue mich jedes Mal aufs neue für zwei Stunden die Welt zu vergessen. Ich bin so unglaublich dankbar für euch als meine Community ♡
Die Millyoneers entstehen & Milly wagt den Sprung
Nie wollte ich mich selbstständig machen. Als Künstlerin nicht gut genug und nicht willig, für die nächste Miete jedem zweiten Kunden einen hässlichen Flyer zu machen, weil er es so will. Aber diese Community wuchs, da lag Potential. Was, wenn ich mir meine eigene kleine Blase bauen kann? Wenn es reichen kann, davon zu leben? Wenn ich euch ein kreatives Leben mit Buchstaben zeigen kann, zu meinen Bedingungen?
Nachdem ich im Hauptjob die Stunden nicht weiter reduzieren konnte und gleichzeitig meine Community bereit für eine echte Membership war, wagte ich im März 2023 den Sprung in die Selbstständigkeit.
Seitdem darf ich meine Millyoneers der Membership jeden Montag mit meinen neuen Ideen und Letterings im Livestream willkommen heißen. Darf Vorlagen malen und Tutorials entwickeln. Darf Weihnachtsfeiern, Gewinnspiele, Kooperationen und Produkte entwickeln.
Mein Job ist es, es dir so leicht und freudig wie möglich zu machen, überall und jederzeit schöne Buchstaben zu malen – Does it get any better?!?! 🥹

PS. Wie noch als Nebenjob mein Monolinelettering Onlinekurs entstand, warum ich das Workbook selbst gern gehabt hätte und wo die Reise noch hingeht, das liest du bald in einem neuen Beitrag! ♡ stay creative ♡